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Münchner Kuriositäten:
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Petra Perle und OB Ude bzw. Kabarettist Uli Bauer in dessen Rolle vor dem Isartor mit neuer Uhr Rückwärts herum will die Uhr gelesen werden, zumindest wenn sie vom Tal her gelesen wird Start der neuen Uhr Punkt 12 Uhr am 4.11.2005 anschliessend gab es Weißwurst und Münchner Volkslieder im Türmstüberl ein Film von der Einweihung folgt ©alel Fotos: Martin Schmitz |
„In Bayern gehen die Uhren anders“ diesen Satz prägte einst Willy Brandt, doch am 4. November wird er für München Realität: Petra Perle, die Allround-Künstlerin und Wirtin des Turmstüberls im Karl-Valentin-Musäum schenkt der Stadt für den dritten Turm im Isartor eine rückwärts gehende Uhr. „Diese Uhr zeigt die Uhrzeit genau an, nur lesen muss man sie anders können. Hier ist eben umdenken gefragt“, betont Petra Perle und fügt hinzu: „Auch der Quer- und Andersdenker Karl Valentin beleuchtete die Tücken des Alltags in dem er sie aus einem andern Blickwinkel betrachtete.“ Die römischen Ziffern der dem Tal zugewandten rückwärtigen Uhr sind verkehrt herum angeordnet, so dass ein Ablesen der Zeit ein kurzes, intensives Umdenken erfordert. Womit München wohl über die einzige Turmuhr europaweit verfügt, die rückwärts läuft. Karl Valentin würde sich freuen.... Und auch Oberbürgermeister Christian Ude ist erfreut darüber, dass nun wieder eine Uhr den dritten Turm des Isartors schmückt. In den beiden anderen Türmen befindet sich das Karl-Valentin und Liesl-Karlstadt-Musäum sowie das Turmstüberl, in dem Petra Perle nun seit zwei Jahren als Wirtin sehr erfolgreich agiert. Mit der Zustimmung aller im Rathaus vertretenen Parteien hatte er die Uhr abgesegnet, auch wenn das Denkmalschutzamt dagegen war. Denn schon seit 1888 gab es auf dem dritten Turm im Isartor eine Uhr, sie sei nur, so der OB, vor 35 Jahren bei einer rigiden Sanierung einfach verschwunden. In Vertretung von Oberbürgermeister Christian Ude nahm der SPD-Fraktionschef im Rathaus, Stadtrat Helmut Schmid, am 4.11.2005 die Einweihung der ersten rückwärts gehenden Turmuhr in Europa vor. Dass OB Ude doch irgendwie dabei sein wird, dafür sorgte Kabarettist Uli Bauer. Nach dem kurzen, offiziellen Teil am Isartorturm, ludt Petra Perle herzlich zu einem späten Weißwurstfrühstück und geselligen Beisammensein ins Turmstüberl ein Kurze Historie Im Jahre 1888 wurde die erste Turmuhr von der Firma Mannhardt Königlich Bayerische Turmuhrenfabrik München geliefert. Diese Turmuhr war rein mechanisch und hatte einen täglichen Handaufzug. Die damals angebrachten Zifferblätter hatten einen Durchmesser von 3,60 Metern. 1954 wurden dann zwei von hinten beleuchtete Glaszifferblätter und eine elektrische Turmuhrenanlage eingebaut. Das Mauerwerk wurde hierfür im Durchmesser der Zifferblätter ausgebrochen und rückseitig eine Beleuchtung installiert. 1971 wurde die komplette Turmuhrenanlage mit den zwei Glaszifferblättern und Zeigerpaaren im Zuge der Sanierung des Isartores demontiert und anschließend nicht wieder installiert. Turmuhrenbau Johann Mannhardts (1798 1878) Johann Mannhardt wurde am 31. August 1798 bei Gmund am Tegernsee geboren. Von 1813 bis 1821 war er erst Lehrbub und dann Geselle bei dem Uhrmacher Jakob Deisenrieder. Danach wurde er Betriebsleiter beim Großuhrmacher und Schlosser Fritz in Miesbach. Mannhardt hatte dort die Möglichkeit Werkzeuge nach eigenen Vorstellungen zu konstruieren und baute damals auch seine erste Turmuhr für Egern am Tegernsee. Er gründete 1826 ein Geschäft in München und hat bis zu seinem Tod im Jahre 1878 den Großuhrenbau geradezu revolutioniert und damit Deutschland eine Spitzenposition auf diesem Gebiet gesichert. Nach Mannhardts Tod wurde die von ihm geschaffene Turmuhrenfabrik von Eduard Hartmann übernommen und bis zur Jahrhundertwende weitergeführt. Mannhardt baute Turmuhren für den Vatikan, den Münchner Frauendom, das Berliner Rathaus, für Auftraggeber aller Hauptstädte Europas, für Westindien und Chile, Kapstadt und New York. Von den 200 Mannhardt-Uhren für Bayerns Kirchtürme ist beispielsweise noch eine Uhr in Betrieb: im Wallfahrtskircherl von Birkenstein. Die Firma Rauscher (www.rauscher-time.com) hat eine besondere Verbindung zur ehemaligen Turmuhrenfabrik Mannhardt. Zahlreiche mechanische Turmuhren so auch die mechanische Turmuhr mit täglichem Handaufzug in der Wallfahrtskirche Birkenstein wurden von der Firma Rauscher mit großer Liebe zum Detail und Respekt vor der genialen Technik restauriert. Zudem haben die Rauschers am ehemaligen Firmengebäude Mannhardts in Gmund am Tegernsee die Zifferblätter und Zeiger aus dem Jahre 1850 restauriert. Umso mehr freut sich Georg Rauscher III über die Idee von Petra Perle wieder eine Turmuhr am Isartor anzubringen dies sei sicherlich auch im Sinne des großen Meisters Mannhardt. In München befinden sich zahlreiche Rauscher-Turmuhren, wie z.B. an der Theatinerkirche, Hl. Geist, St. Margareth, Ludwigskirche, Nationalmuseum, Zeiger der Wetterstation am Turm des Deutschen Museums. Die neue Uhr in Zahlen
Der Antrieb der Zeigerpaare erfolgt von einem Motorlaufwerk aus über ein Zeigerwerk mit einem 2-er Rad Antrieb, welches eine genaue Zeigerstellung ermöglicht. Diese Ausführung ist so dimensioniert, dass es ohne weiteres auch Zeigerpaare bis 7 m Zifferblatt-Durchmesser bewegen kann. Die minütliche Ansteuerung erfolgt von einer funksynchronisierten Quarzhauptuhr aus. Diese erhält vom Sender in Mainflingen DCF77 Signale, welche von der Atomuhr CS2 in der Physikalisch Technischen Bundesanstalt in Braunschweig (PTB) verbreitet und ggf. korrigiert werden. Ihr Gangfehler liegt bei 1 bis 2 Milliardstel Sekunden pro Tag. Folglich stellt sich die Steueruhr automatisch von Sommer- auf Winterzeit um und umgekehrt. Und das künftig am Isartor sowohl vorwärts wie auch rückwärts....
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